Faire Mode für Dummies: Warum ist es so schwer?

Noor Veenhoven

Faire Mode für Dummies: Warum ist es so schwer?

Wenn wir von Project Cece auf Events unterwegs sind, Vorträge halten oder Workshops geben werden uns immer die gleichen Fragen gestellt: Warum verbietet die Regierung nicht einfach Kinderarbeit? Warum können Marken so leicht darüber lügen, woher ihre Kleidung kommt? Woher weiß ich wirklich, ob etwas fair ist? Im Blog dieser Woche versuchen wir diese Fragen zu beantworten.

Warum gibt es kein Verbot für Kinderarbeit von der Regierung?

Klingt natürlich logisch. Kinderarbeit ist in Deutschland verboten. Warum gilt das nicht auch für alle Produkte, die wir importieren? Hierfür schauen wir in die Niederlande, denn dieser Meinung ist auch die niederländische Politikerin Attje Kuiken. Daher hat sie den Initiativvorschlag für den Care of Child Labour Act ausgearbeitet. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass die Unternehmen selbst die Risiken von Kinderarbeit in ihrer Produktionskette untersuchen müssen. Nach diesem Gesetz müssen Unternehmen in der Lage sein zu erklären, was sie tun, und was noch notwendig ist, um Kinderarbeit zu verhindern.

Die Verletzung dieses Gesetzes bleibt nicht ungesühnt. Wenn NGOs, Gewerkschaften, Angestellte oder andere Interessierte melden, dass das Unternehmen immer noch an Kinderarbeit beteiligt ist, hat das Folgen. Wenn sich nach Untersuchungen die Beschwerde als wahr erweist und das Unternehmen daher tatsächlich Kinderarbeit in der Produktionskette aufweist, wird eine Geldstrafe und im Falle eines zweiten Verstoßes sogar eine Haftstrafe von 6 Monaten für die Unternehmensführung verhängt. (1)

Das klingt nach einer guten Idee! Und das war auch die Meinung des niederländischen Repräsentantenhauses. Mit einer kleinen Mehrheit ging der Gesetzentwurf durch, und am 19. Dezember ging er in den Senat. Leider wurde er nach der Weihnachtspause verschoben. Seitdem ist es still. Die Debatte zeigte, dass der Senat es nicht wirklich als ein durchsetzbares Gesetz betrachtete, weil Unternehmen leicht darüber lügen können, keine Kinderarbeit in ihrer Produktionskette zu haben

Aber seit wann machen wir keine neuen Gesetze, weil wir Angst haben, dass Leute darüber lügen! Auch die deutsche Regierung sollte hier mehr Initiative ergreifen, finden wir.

Warum ist es so einfach für Marken die Wahrheit über die Herstellung ihrer Kleidung zu vertuschen?

Dies ist vielleicht ein bisschen schwieriger als es zunächst scheint. Das Problem ist, dass die Wertschöpfungskette in der Modeindustrie so komplex ist, dass viele Bekleidungsunternehmen nicht genau wissen, wie ihre Kleidung produziert wird, da Lieferanten von Lieferanten von Lieferanten kaufen. Darüber hinaus legen sie ihren Lieferanten einen strengen Verhaltenskodex (Code of Conduct, COC) vor, der besagt, dass sie ihre Mitarbeiter gut behandelt und bezahlen müssen. Dies muss dann vom Lieferanten unterzeichnet werden (was natürlich auch geschieht). Von diesem Moment an ist eine Bekleidungsfirma oft nicht mehr beteiligt. Verhandlungen mit dem Lieferanten werden oft vom anderen Ende der Welt oder durch Agenturen geführt und es wird selten geprüft ob der COC eingehalten wird. 

In Zeiten mit hohem Produktionsdruck, wenn zum Beispiel ein Design plötzlich geändert wird, aber gleichzeitig die Produktion abgeschlossen werden muss, nutzen Lieferanten häufig auch die Hilfe anderer Lieferanten über Unterverträge. Diese Unterlieferanten weisen oft schlechtere Arbeitsbedingungen auf, aber das Bekleidungsunternehmen selbst sieht davon nichts. In der Tat wird es nicht einmal erwähnt. Wenn Unternehmen also wirklich fairen Handel wollen, müssen sie einen fairen Preis zahlen, prüfen, ob ihr Verhaltenskodex tatsächlich umgesetzt wird und alle Beteiligten innerhalb ihrer Produktionskette kennen.

Wie könnt ihr wissen ob Kleidung ehrlich produziert wird?

Eigentlich kann man sich nie 100% sicher sein, es sei denn, man ist während der Herstellung der Kleidung wirklich dabei. Glücklicherweise gibt es Qualitätskennzeichen, die überprüfen, ob Unternehmen wirklich ehrlich sind (siehe unsere Hilfe durch den Siegeldschungel), aber auch die sind nicht immer wasserdicht. Kleidung, die in Westeuropa hergestellt wird, wird natürlich fast immer fair gehandelt, weil sie der europäischen Gesetzgebung entsprechen muss.

Der wichtigste Tipp, den wir euch aber geben möchten, ist: Nutzt euren gesunden Menschenverstand! Achtet darauf wo ein Produkt produziert wurde, ob es Qualitätszeichen enthält und ob es von einer Marke stammt, der ihr vertraut. Informiert euch über die Geschichte der Marke und was andere darüber sagen. Man kann nie alles wissen, aber ein bisschen ist besser als gar nichts. Wir von Project Cece stehen im engen Kontakt mit unseren Marken und Shops und natürlich teilen wir unsere Erkenntnisse gern mit euch;).

Quellen:

  1. https://www.oneworld.nl/bedrijfslobby/wordt-kinderarbeid-eindelijk-bij-wet-verboden/
  2. http://www.stopkinderarbeid.nl/wet-zorgplicht-kinderarbeid-aangehouden/
  3. https://schonekleren.nl/nieuws/2016/07/update-gaat-convenant-duurzame-kleding-zorgen-voor-verbeteringen
  4. https://www.nrc.nl/nieuws/2016/07/04/overheid-komt-met-lijst-voor-eerlijke-kledingmerken-a1503145

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