Was ist eigentlich fairer Handel?

Anna Lefik

Was ist eigentlich fairer Handel?

Den Fairen Handel (engl. Fair Trade) kann man als Alternative zum Freihandel bezeichnen. Daher wird der faire Handel auch als alternativer Handel, ethischer Handel oder direkter Handel bezeichnet.

Freihandel vs Fairer Handel

Im Gegensatz zum Fairen Handel geht der Freihandel davon aus, dass freie Märkte eine Win-win-Situation für alle Handelspartner bedingen. Der Faire Handel hat dagegen erkannt, dass die Produzenten, vor allem in den Ländern des globalen Südens, kaum vom globalen Markt profitieren können. Einerseits, weil sie Rohstoffe liefern, deren Preise großen Marktschwankungen ausgesetzt sind und Spekulationen auf Lebensmittel sich darauf oftmals negativ auswirken. Und andererseits, weil die Kleinbauern ihre Produkte an Zwischenhändler verkaufen, die die Preise zu eigenen Gunsten beeinflussen können. So kann es dann passieren, dass Kleinbauern nicht einmal ihre Produktionskosten decken können.

Der Faire Handel setzt hier an. Er unterstützt diese Produzenten (in erster Linie Kleinbauern), die aufgrund fehlenden Marktzugangs wenig von ihrem landwirtschaftlichen Anbau profitieren. Im Fairen Handel erfolgt der Export in die Industrieländer dagegen direkt und der Zwischenhandel wird ausgeschaltet. Außerdem stärken die Produzenten ihre Position, indem sie sich zu Kooperativen zusammenschließen.

Die Prinzipien des Fairen Handels

Die Bedingungen, unter denen der Faire Handel zwischen den Organisationen und Unternehmen stattfindet, können variieren, unterliegen aber gemeinsamen Prinzipien. Diese Prinzipien können den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales zugeordnet werden.

Zu den Prinzipien des Fairen Handels gehören:

- ein garantierter Mindestpreis für die zu abnehmenden Produkte, der über dem Weltmarktpreis liegt sowie langfristige Handelsbeziehungen.

- eine Fairtrade- und/oder Bio-Prämie, die zusätzlich zum Kaufpreis an die Produzenten-Kooperative gezahlt wird.

- Vorfinanzierung. Das heißt, dass die Produzenten (wenn notwendig) einen Teil des Kaufpreises im Voraus ausgezahlt bekommen. Damit erhalten sie die notwendigen finanziellen Mittel, um beispielsweise Rohstoffe und Saatgut zu kaufen oder Produktionsanlagen zu nutzen.

- Für Arbeiter*innen müssen sichere Arbeitsbedingungen gewährleistet sein sowie Löhne mindestens in Höhe des gesetzlichen Mindestlohns entrichtet werden. Wichtige Aspekte sind hierbei außerdem: Vereinigungsfreiheit, Abschaffung der Kinderarbeit und Verbot der Diskriminierung  bspw. aufgrund des Geschlechts oder der Religion.

- Die Kleinbauern werden ermutigt, sich in Assoziationen und Kooperativen zu organisieren, in denen Entscheidungen demokratisch gefällt werden und eine transparente Administration existiert.

- Außerdem werden die Produzenten bei der Umstellung auf ökologischen Anbau von den Fair-Handelsorganisationen mit praktischen und theoretischen Hilfestellungen unterstützt.

Zertifizierung im Fairen Handel

Bei der Zertifizierung im Fairen Handel unterscheidet man zwischen Produktzertifizierung und der Zertifizierung eines ganzen Unternehmens. Zuvor wird von unabhängigen Gutachtern überprüft, ob die oben genannten Prinzipien bzw. Standards erfüllt werden.

Bei der Produktzertifizierung können Produzenten ein Produkt, meist handelt es sich dabei um Kaffee, Bananen, Kakao oder Baumwolle, zertifizieren lassen. Für diese Produkte existieren spezifische Produktstandards. Die Siegel, die vergeben werden, sind etwa das Fairtrade-Siegel, das Label "fair for life" oder "Naturland Fair".

Im Gegensatz zur Produktzertifizierung werden ganze Unternehmen von der WFTO (World Fair Trade Organization) überprüft und zertifiziert. Die erfolgreich zertifizierten Unternehmen können dann mit dem Logo der WFTO werben.

Kritik am Fairen Handel

Ich höre oft, dass Menschen sagen, dass im Fairen Handel ja auch Betrug begangen wird, ohne aber das konkrete Belege dafür geliefert werden. Das wird dann als Legitimation betrachtet, den Fairen Handel nicht unterstützen zu müssen.

Vermutlich gibt es auch im Fairen Handel schwarze Schafe. Das sollte aber kein Grund sein, diejenigen dafür zu bestrafen, die fair und nachhaltig wirtschaften. Der Präsident einer Kooperative in Sri Lanka sagte mir, dass er nicht denkt, dass die Fairtrade-Standards komplett richtig sind, allerdings sei der Faire Handel die beste Möglichkeit, die es gibt, um die Kleinbauern zu fördern.

Der Artikel ist von Anna Lefik, die sich seit 20 Jahren für den Fairen Handel einsetzt und Ihre Informationsseite unabhängig und unkommerziell pflegt! Schaut direkt mal auf ihrer Website nach weiteren spannenden Artikeln.


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